
Dennis Gansel hat 2008 das tatsächliche Experiment in den USA der 60er nach einem Fernsehfilm in den 80ern zum zweiten Mal verfilmt: Jürgen Vogel übernimmt in „Die Welle“ die Rolle eines Lehrers, der in einem Selbstversuches eine Schulhof-Diktatur errichtet.
Der Lehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) wagt ein eigenartiges Experiment: Als er und seine Schüler gleichermaßen angeödet vom ewig gleichen Schulstoff, der wieder einmal Diktaturen und die Nazi-Herrschaft vorgibt, beschließt er – angeregt durch eine Diskussion, in der die Jugendlichen feststellen, dass sich eine solche autoritäre Herrschaft nicht wiederholen könnte – „Die Welle“ ins Leben zu rufen. Aus seiner Geschichtsklasse macht er eine elitäre Gruppe, die Macht gegenüber andere ausübt, die nicht Teil des Experiments sind – und dabei vergessen alle Beteiligten, was die Übung eigentlich bezwecken sollte.
Die Welle: Jürgen Vogel bringt seinen Schülern Diktatur bei
Mit nur einigen wenigen Schritten gelingt es Rainer seine Schüler auf Unterrichtsformen einzuschwören, die auf Disziplin und Gehorsam gegenüber ihm als zentrale Leitfigur ausgelegt sind. Systematisch stärkt er die Gruppe, indem er sie gegen Außenseiter abgrenzt und es als wichtigen sozialen Faktor etabliert, Teil der Gruppe zu sein, so dass „Die Welle“ auch außerhalb seiner Geschichtsklasse damit beginnt, weitere Kreise zu ziehen. Dies geht auf Kosten des eigenen Denkens und der Selbstbestimmung, die Schüler – und auch ihr Lehrer – werden in kürzester Zeit von der Macht der Organisation hinweggerissen.
Die Neuverfilmung des einstigen Fernsehfilms „Die Welle“ mit anschließender Roman-Bearbeitung von Morton Rhue überzeugt durch eine begeisternde Besetzung, die von einem hervorragenden Jürgen Vogel angeführt wird – durch dessen alternativen Ansatz in der Lehrerfigur als ehemaliger Hausbesetzer wird die autoritäre Falle nicht nur für seine Schüler, sondern auch für ihn in interessantem Maße gesteigert.
Zweite Verfilmung des Nazi-Experiments
Im Gegensatz zur ersten Filmversion erscheint es allerdings schwierig, die Geschichte aus den USA nach Deutschland zu verlegen, denn auf diese Weise wird eher eine Generationsproblematik behandelt und weniger die Frage gestellt, ob die Verlockungen eines totalitären Regimes örtlich begrenzt sind, wie es die Schüler zumindest in Teilen ursprünglich annehmen. Auch ein abweichendes Ende, das aktuelle Sorgen aufgreifen soll, ist ein wenig zu reißerisch geraten.
Dabei ist der Ansatz von Dennis Gansel durchaus interessant: Unter dem Gefühl, deutsche Schüler seien des Themas überdrüssig, hat er einen ambivalenten Film umgesetzt, modern inszeniert, mit hervorragenden Jungschauspielern besetzt, und stellt dabei relevante, neue Fragen – die Antworten möchten nicht gefallen. Am Samstag, den 18. Januar 2014, zeigt Sat.1 „Die Welle“ um 22.15 Uhr.