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Der große deutsche Jugendreport auf RTL 2

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Jugendreport flickr (c) fredcamino CC-Lizenz

Nachdem RTL 2 schon im letzten Jahr auf erschreckend banale Weise die „Shell-Jugendstudie“ zur allgemeinen Panikmache vor dem Zustand der jüngeren Gesellschaftsmitglieder ausschlachtete, wird die Reihe mit zwei weiteren Episoden fortgesetzt – vorher gibt es aber noch die Wiederholung von Teil 1.

Wenn RTL 2 seinen Boulevard-Bericht ankündigt, könnte man glatt glauben, dass sich „Der große deutsche Jugendreport“ tatsächlich mit demografischen und soziokulturellen Veränderungen auseinander setzt, um einen Einblick in die Sorgen, Probleme, Hoffnungen und Möglichkeiten der jüngeren Generation zu riskieren, unterstützt durch die Fakten aus der 16. Shell-Jugendstudie. Sich an die Erstausstrahlung vor einem Jahr erinnernd, muss jedoch festgestellt werden, dass ein möglichst reißerisches Bild vermittelt wird, untermauert von einer mehr als zweifelhaften Darreichungsform der konsequenten Themen Schule, Internet, Sexualität, Geld, Kriminalität, Wissen und Sprache – also allen Bereichen, bei denen sich das Publikum herrlich aufregen kann.

Der große deutsche Jugendreport: Boulevard-Bericht basierend auf der Shell-Studie

Das Wort „Report“ in einem Titel auf RTL 2 zu lesen und nicht zwangsläufig an die enorm erfolgreiche und über zehn Jahre anhaltende Reihe von Softsexfilmchen aus deutschen Landen zu denken, fällt schwer. Diese zeichneten sich ausgehend vom „Schulmädchen Report“, über den „Hausfrauen Report“ bis hin zum „Witwenreport“, in erster Linie durch reißerische Situationen aus, die überspitzt und der Unterhaltung dienend aus ausgedachten Geschichten allgemeine Zustandsbeschreibungen bastelten – damit konnte gleichzeitig das Publikum angeregt werden, während es sich auch aufregen konnte.

Die absurden Geschichten und Auslegungen als „Dokumentarspielfilm“ zur Seite geschoben, gibt es im Ansatz also keinen ernsthaften Unterschied, wenn „Der große deutsche Jugendreport“ auf RTL 2 läuft, denn obwohl die dargebotenen Fakten auf der „Shell-Studie“ basieren, ist die Aufmachung der Boulevard-Reportage so absurd wie ehedem: Wenn von Laienschauspielern der Off-Text zur Veranschaulichung von Gedanken eingesprochen wird und „typische“ Szenen stümperhaft nachgestellt werden, kann das Publikum den Nervenkitzel der verrohten Jugend spüren und dabei auch pikiert den Kopf schütteln.

RTL 2 regt mit seinem Report an und auf

Die Methode ist also erprobt: Es werden soziokulturelle Veränderungen im schlechtmöglichsten Licht präsentiert, da die Zuschauer diese sowieso nicht goutieren (oder nicht verstehen), um damit auf die denkbar platteste Weise so zu tun, als ob ernstzunehmende Informationen vermittelt werden sollen. Tatsächlich geht es jedoch um die Bestätigung von Vorurteilen in alle Richtungen, um Anreize aller Arten und um das klassische „wir gegen die“ Gefühl, auf das Boulevard-Zeitungen und -Magazine ein Monopol haben.

„Der große deutsche Jugendreport“ wird am Mittwoch, den 05. Februar 2014, um 20.15 Uhr wiederholt. Teil 2 und Teil 3 folgen in den kommenden Wochen.

Bild:Jugendliche von fredcamino, CC BY – bearbeitet von borlife.


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