
Als würde man versuchen, mit „Das Supertalent“ Geld zu machen: „Die Höhle der Löwen“ präsentiert auf Vox die Vorstellung von Geschäftsideen als Talentshow, bei der nur bedingt bekannte Finanzgrößen als potentielle Investoren und quasi-Jury den Marktwert von Start-Ups einschätzen.
Im Spiel-Casino heißt es, „Die Bank gewinnt immer“ – bei „Die Höhle der Löwen“ lässt sich dies eindeutig auf die InvestorInnen umformulieren: Wer 95.000 Euro zahlt, um damit eine 60-prozentige Beteiligung an einer Geschäftsidee zu erhalten, wie in der ersten Folge mitzuerleben war, zeigt deutlich mehrere Dinge – erstens kann der Geldgeber besser rechnen als derjenige, der das Geld bekommt, zweitens sind solche Beträge eher lachhaft gering in den Kreisen, in denen die „Löwen“ verkehren, und drittens kann man davon ausgehen, dass sie unter allen Umständen durch einen solchen Deal ihr Geld zurückbekommen und noch einen großen Gewinn machen. Die Kandidaten, die auf Vox ihre Ideen vorstellen, können sich glücklich schätzen, zumindest die Chance zu bekommen, ihren Traum zu verwirklichen, wenn sie davon schon nicht reich werden.
Die Höhle der Löwen: Investoren prüfen Geschäftsideen
Wirtschaftlichkeit, harte Verhandlungen, klare Worte und schnelle Entscheidungen – wer an so etwas Gefallen findet, wird auch in dieser Casting-Show (denn um nichts geringeres handelt es sich hierbei) sich gut aufgehoben fühlen, selbst wenn sie ohne johlendes Publikum, dramatische Zeitlupen und emotionale Musik auskommt. Für alle anderen stellt sich die Frage, warum man den oftmals langweiligen, genauso häufig abgespaceten Ideen zuhören sollte, die auf eine ähnliche Weise auch auf dem Wochenmarkt von den dortigen Verkaufsgenies angebracht werden. Und vor allem, warum man miterleben sollte, wie irgendwelche Unternehmer nach drei Minuten ihre persönliche Meinung als allgemeingültig verkaufen – positiv wie negativ –, nur um dann wahlweise die Kandidaten medientauglich herunterzuputzen oder finanziell über den Tisch zu ziehen.
Und so funktioniert „Die Höhle der Löwen“ wiederum wie jede andere Casting-Show auch: Man erlebt nur wenige Gewinner, vielmehr wohnt man einer Vielzahl schräger Charaktere mit schrägen Ideen bei, wie sie sich ulkig präsentieren und letztlich scheitern. Es wird suggeriert, dass hier Start-Ups, die Gründerszene und die Innovationen gefördert und finanziell unterstützt werden sollen, tatsächlich werden aber auf der einen Seite genau diese Dinge im Keim erstickt, während die nicht unwesentlich erfolgreichen Unternehmer/Juroren/Löwen neben einer vermutlich ebenso nicht unscheinbaren Gage auch noch die Gelegenheit zur Präsentation ihrer Produkte in Einspielfilmen und den Werbeblöcken bekommen.
Vox zeigt Gründer-Casting-Show
In der zweiten Ausgabe der Sendung, die eigentlich aus Japan kommt und vor allem den anglo-amerikanischen Raum als „Dragon’s Den“ und „Shark Tank“ (soeben mit einem Emmy ausgezeichnet) eroberte, werden Vural Öger, Lencke Wischhusen, Judith Williams, Frank Thelen und Jochen Schweizer mit Innovationen wie nicht aus der Hose rutschenden Businesshemden, mobilen Fahrzeugreinigern, mexikanischem Fast Food und Zahnpaste-Pastillen konfrontiert, wenn „Die Höhle der Löwen“ am Dienstag, den 26. August 2014 um 20.15 Uhr auf Vox läuft.
Bild: © VOX/Boris Breuer