
Christian Zübert hat mit „Dreiviertelmond“ einen liebevollen, genauen, einfachen und doch spannenden Blick auf den fränkischen Alltag geworfen. Der tragikomische Kinofilm mit Elmar Wepper als mürrischen Taxifahrer in Nürnberg, der auf ein kleines türkisches Mädchen aufpassen muss, lief nun im Ersten.
Hartmut Mackowiak (Elmar Wepper) ist 65 Jahre alt, fährt in Nürnberg Taxi und hat seine kleine Welt nach Vorurteilen sortiert, um sich besser in seinem Leben zurechtzufinden. Doch dieses Leben ist bei weitem nicht so einfach, wie er es gerne hätte: Seine Frau Christa (Katja Rupé) hat ihn nach 35 Jahren Ehe für einen anderen Mann verlassen, zu seiner Tochter Verena (Marie Leuenberger) hat er ein gespaltenes Verhältnis und auch sonst scheint der fränkische Grantler seinen Spaß vor allem darin zu finden, keinen Spaß zu haben. Doch als die junge Gülen (Ivan Anderson) mit ihrer Tochter Hayat (Mercan-Fatima Türkoğlu) in sein Taxi steigt, beginnt sich sein Leben langsam zu ändern.
Dreiviertelmond: Tragikomödie von Christian Zübert in der ARD
Gülen will Hayat für ein paar Wochen bei der Großmutter lassen, während sie in der Türkei einiges regeln muss. In Hartmuts Taxi erlebt sie, wie der Grantler einen ausländischen Kollegen schlecht behandelt und schimpft ihn einen „Nazi“ – was sich ihre kleine Tochter, die kein Deutsch kann, sofort merkt. Als Hayats Großmutter einen Schlaganfall erleidet und ins Koma fällt, hängt sich das kleine Mädchen an den Rockzipfel des Taxifahrers, da er der einzige ist, den sie in Nürnberg kennt.
Hartmut kann zunächst nichts mit Hayat anfangen und versucht das Kind loszuwerden, doch nach und nach wird er sich nicht nur der Verantwortung bewusst, sondern beginnt auch, seine Situation mit anderen Augen zu sehen. Allmählich werden die beiden Freunde und Hartmut erkennt, dass er seine alten Pfade verlassen muss, um in seinem neuen Lebensabschnitt zu bestehen.
Elmar Wepper als übellauniger Taxifahrer, der sich um ein kleines Mädchen kümmern muss
Christian Zübert („Lammbock“, „Neue Vahr Süd“) umschifft die Tücken des Klischees und blickt liebevoll aber auch ehrlich auf alltägliche Sorgen in Nürnberg und auf kulturelle Unterschiede. Dabei hilft ihm sein Hauptdarsteller: Elmar Wepper, der sich vor allem in Vorabendserien etablierte, zeigt in „Dreiviertelmond“ erneut seine schauspielerische Vielfalt, Mercan Türkoğlu als Hayat brilliert durch ihre Spielfreude, für die sie auch mit dem „Bambi“ ausgezeichnet wurde.